
In Zeiten, in denen es normal geworden ist, Dinge online zu bestellen und an die Tür geliefert zu bekommen, wissen viele Menschen es besonders zu schätzen, wenn man stattdessen einen richtigen Laden betreten kann. Wo es noch eine Beratung gibt, wo man Produkte anschauen, anfassen und nach Wunsch anpassen lassen kann, dort fühlen sich viele Kunden in guten Händen. Bei „Raumausstatter Grunwald“ ist das alles möglich.
Doppelter Handwerksmeister
Seit über 75 Jahren gibt es das Geschäft in der Schmeerstraße 19 in Halle. In dritter Generation wird es heute von Andreas und Cornelia Grunwald geführt. Andreas Grunwald besitzt sowohl einen Meisterbrief im Möbelpolstererhandwerk als auch einen im Raumausstatterhandwerk.
Dass er einmal in die Fußstapfen seines Großvaters Karl und seines Vaters Gotthard Grunwald treten würde, war nicht immer klar, auch wenn er als Kind viel Zeit in der Werkstatt verbrachte. Nach dem Abitur folgte zuerst ein Maschinenbaustudium. Aber dann, im Jahr 1986, zog es Andreas Grunwald doch ins Familienunternehmen. 1990 beendete er seine erste Meisterausbildung, am 1. Januar 1991 übernahm er den Betrieb und absolvierte eine zweite.
Ehefrau Cornelia stieg als Verkäuferin mit in das Geschäft ein. Sie sei aber nicht nur die Verkäuferin, sondern die gute Seele des Ganzen, sagt Andreas Grunwald.
Polsterei und Näherei
Das Angebot im Raumausstattergeschäft der Grunwalds umfasst verschiedene Wohntextilien und Services. Neben besonders gefragten Artikeln wie Gardinen und Vorhängen gibt es auch Tapeten, Bodenbeläge und Teppiche. Es werden Markisen, Sicht- und Sonnenschutzprodukte verkauft und Polsterarbeiten angefertigt. Neben der Neuanfertigung ist auch die Aufpolsterung alter Möbel möglich. „Wir bieten die mittlere bis gehobene Schiene an Materialien an“, erklärt Andreas Grunwald. Das sei sehr gutes Material in ausgefallenen Varianten und Designs. Nach Kundenwunsch angefertigt oder angepasst werden Produkte in der anliegenden Polsterei und in der Näherei.
Unsere Branche ist sehr vielfältig. Wir sind wissensdurstig und es ist unsere Aufgabe, alles zu kennen.
Wichtig ist den Grunwalds, am Puls der Zeit zu bleiben. „Unsere Branche ist sehr vielfältig. Wir sind wissensdurstig und es ist unsere Aufgabe, alles zu kennen. Wir wollen Innovationen anbieten und besuchen deswegen auch alle Messen, die es noch gibt“, sagt Cornelia Grunwald.
Zu viel Bürokratie
Wie für viele Selbstständige ist der Berufsalltag für das Ehepaar Grunwald auch mit Herausforderungen verbunden. Eine davon ist die Bürokratie. Ein Beispiel: öffentliche Ausschreibungen. „Zum einen ist der zeitliche Aufwand immens, zum anderen wird verlangt, dass man sensible Daten angibt, die mit dem Auftrag nicht einmal etwas zu tun haben“, sagt Andreas Grunwald. Wie der Großteil der Handwerksunternehmer wünschen sich die Grunwalds Entscheidungen von der Politik, die das Handwerk unterstützen und nicht belasten.
Auch bei der Ausbildung sollte sich etwas ändern, findet Andreas Grunwald, der bis vor wenigen Jahren selbst regelmäßig ausgebildet hat: „Handwerksbetriebe haben ein Wissen, das sie an junge Menschen weitergeben. Man sollte darüber nachdenken, das Lehrlingsgeld, aber auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung und Fahrtkosten über kommunale Institutionen zu finanzieren.“
Kundenkontakt erwünscht
Der direkte Kontakt zu den Kunden ist den Grunwalds wichtig. „Die Kunden kommen gezielt zu uns. Sie freuen sich, dass unsere Schaufenster noch dekoriert sind, und sie zeigen uns, dass sie froh sind, dass wir da sind“, berichtet Cornelia Grunwald. Sie selbst empfinde jeden Kundenkontakt als Geschenk.
In über 75 Jahren haben sich sowohl die Welt als auch das Handwerk verändert. Aber das Geschäft in der Schmeerstraße ist noch da. Und das freut Cornelia Grunwald: „Meine Schwiegereltern wären total stolz.“