Vincent Richter lebt für seinen Beruf. Nicht nur, weil er schon zwei Meistertitel in der Tasche hat, bei den Weltmeisterschaften der Bäcker antritt oder er aus- und weiterbildet. Der 25-Jährige kreiert mit Leidenschaft neue Rezepte, hat Ideen, um die Meisterausbildung voranzubringen und kooperiert mit Kindergärten und Schulen, um den Nachwuchs von übermorgen zu gewinnen. Doch der Reihe nach.
Meinen Eltern war es wichtig, dass ich auch andere Bereiche kennenlerne.
Bäcker- und Konditormeister Vincent Richter
Im beschaulichen Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz ist die Bäckerei Meye zu finden. Vincent wächst in der elterlichen Backstube auf und sticht hier schon im Kindergartenalter Plätzchen für den Betrieb aus. „Ich wollte von klein auf Bäcker werden“, sagt der heutige Bäcker- und Konditormeister. Auch wenn der Berufswunsch in die Wiege gelegt wurde, schnuppert Vincent auch in andere Gewerke rein und absolviert Praktika bei Kfz- und Elektrobetrieben: „Meinen Eltern war es wichtig, dass ich auch andere Bereiche kennenlerne“. In den Ferien jobbt der damalige Schüler bei anderen Bäckereien, die alle eins gemeinsam haben: Sie fertigen ihre Backwaren noch traditionell und handwerklich an. Durch einen Ferienjob lernt Vincent Richter seinen späteren Ausbildungsbetrieb in Apolda kennen, deren Abläufe und Fertigkeiten sich von denen des väterlichen Betriebes teilweise unterscheiden. Andere Region, anderer Geschmack – auch das ist eine Erkenntnis des Sachsen-Anhalters. Als Vincent Richter einen Verkaufsschlager aus Thüringen – eine im Brotmantel eingebackene Knacker, serviert mit Dip – in Allstedt anbietet, trifft das Angebot auf wenig Nachfrage bei den Kunden. So hat eben jede Region seine besonderen Spezialitäten.
Die Ausbildung schließt Vincent Richter als einer der Besten in Thüringen ab, setzt sich im Landes- und Bundeswettbewerb gegen andere Nachwuchsbäcker durch und tritt 2019 bei den Weltmeisterschaften im französischen Lyon an. In der Einzelwertung schafft es Vincent Richter auf die Siegertreppe und wird Bronzeweltmeister. Doch damit nicht genug: Als Mitglied des Nationalkaders der Bäcker wird der Allstedter für die WM 2024 ausgewählt und ist für das Brot zuständig. Das dreiköpfige Team, das für Deutschland in Paris Ende Januar antritt, erringt Platz 5.
„Eigentlich hatte ich vor, auf die Walz zu gehen. Doch dann kam nach der Ausbildung gleich die Meisterschaft“, sagt Vincent Richter über das Ende seiner Lehrzeit. An den Wettbewerb schloss er die Bäcker-Meisterausbildung und den Betriebswirt im Handwerk an. Anschließend erkundigte sich der frisch gebackene Meister bei der Handwerkskammer Erfurt, ob er sich in der Prüfungskommission für die Bäckerausbildung engagieren könne. „Das ging leider nicht, da ich meinen Wohnsitz in Sachsen-Anhalt habe. Dafür bot man mir aber an, als Dozent in der Meisterausbildung tätig zu werden“, erzählt Vincent Richter.
Der Umgang mit Social Media sollte praktisch geübt werden, da es ein wichtiges Marketinginstrument ist.
Bäcker- und Konditormeister Vincent Richter
Als Dozent ist er seit fünf Jahren tätig, oft an den Wochenenden. Und hat Ideen – geschult durch zwei Meisterausbildungen und seine Erfahrungen aus der Praxis – was in den Lehrplan für angehende Bäckermeister integriert werden sollte: „Der Umgang mit Social Media sollte praktisch geübt werden, da es ein wichtiges Marketinginstrument ist. Eine umfassende Rohstoffkunde ist zentral, um Meister in die Lage zu versetzen, selbst Rezepte kreieren zu können. Neben dem betriebswirtschaftlichen Wissen ist die Entwicklung von Marketingkonzepten wichtig.“ Die Nachwuchsgewinnung liegt Vincent Richter besonders am Herzen. Obwohl erst 25 Jahre jung, bildet er schon aus. Regelmäßig begrüßt der Meister Kindergartengruppen oder Schulklassen in der Backstube in Allstedt. Ganz klar, um mit seiner Leidenschaft für das Bäckerhandwerk auch Andere anzustecken.
Portrait aus der Broschüre Best of Handwerk