In einer virtuellen Preisverleihung wurden die drei Sieger des diesjährigen Wettbewerbs um die digitalen Erfolgsgeschichten Sachsen-Anhalt geehrt.
Die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern in Magdeburg und Halle (Saale) prämieren zum vierten Mal sachsen-anhaltische Firmen, die ihr Geschäftsmodell und ihre betrieblichen Abläufe digital weiterentwickeln. Insgesamt hatten sich 14 regionale Unternehmen am diesjährigen Wettbewerb beteiligt. Die drei Sieger erhalten ein Preisgeld von insgesamt 9.000 Euro.
Sieger und Platzierte
Erster Platz: Bio-Bäckerei Gerhild Fischer, Wettin-Löbejün
Die kleine Zwei-Personen-Bäckerei musste durch die Pandemieeindämmungsmaßnahmen Umsatzeinbrüche von bis zu 60 Prozent hinnehmen. Die Rettung brachte eine Anfrage, ob das Unternehmen Hausgemeinschaften während des Lockdowns mit ihrem Biobrot beliefern könnte. Eine größere Bestell-Gemeinschaft von rund 30 Familien orderte zweimal pro Woche Backwaren. Das Problem: der große logistische Aufwand für Bestellung, Kommissionierung und Bezahlung. Die Lösung: Gemeinsam mit einem Entwickler wurde eine Applikation erarbeitet, die Bestellungen ermöglicht, Mengentabellen erstellt und auch ein Bezahlsystem enthält. Der bürokratische Aufwand reduzierte sich von dreieinhalb Stunden pro Bestelltag auf 20 Minuten.
Diese App kann auch von anderen kleineren Bäckereien oder in der Gastronomie genutzt werden.
Zweiter Platz: mycrocast GmbH, Magdeburg
Das im September 2018 gegründete Unternehmen beschäftigt sich mit Themen rund um die akustische Übertragung auf das Smartphone. Ihr Produkt – quasi ein „YouTube zum Hören“ – war ursprünglich als Lösung für Sportberichterstattung kleinerer Vereine gedacht. Inzwischen entwickelte das Magdeburger
Start-up die Anwendung in eine Software zur Inklusion von Hörgeschädigten weiter. Die Zielgruppe: Personen in Bildungsgängen, die schlecht hören können. Dozenten übertragen ihren Vortrag über eine Smartphone-App und Studierende können im Raum oder optional aus der Ferne über die Kopfhörer des eigenen Smartphones zuhören. Diese Technologie kann zukünftig auch für Sehbeeinträchtigte relevant werden.
Dritter Platz: WIKA Intec GmbH, Dolle
Die auf die Produktion mechanischer und elektrischer Temperaturmesstechnik spezialisierte Firma hat schon im Jahr 2010 ihre Unternehmenssteuerungssoftware (ERP: Enterprise-Resource-Planning) komplett umgestellt. Das nach eigenen Angaben bislang teuerste Projekt der Unternehmensgeschichte hat sich rentiert. Praktisch der gesamte Ablauf im Unternehmen – von Produktion über Kundenarbeit bis zur Personalplanung – wurde standardisiert und automatisiert. So konnte das Unternehmen seine Produktivität der Fertigung in zehn Jahren um 70 Prozent steigern. Entlassen hat das 110 Beschäftigte starke Unternehmen deshalb niemanden. In der Administration etwa steuert die gleiche Zahl von Mitarbeitern nun die fünffache Menge an Kundenvorgängen. Der Umsatz hat sich verdoppelt.