Im Fokus des Dialogs mit hochrangigen Repräsentanten der Politik stand das Thema „Unternehmensnachfolge“. Rund 130.000 Unternehmer im Handwerk werden bundesweit in den kommenden fünfzehn Jahren in den Ruhestand gehen. Daher sei ein gesamtgesellschaftliches Engagement, so Dr. Christian Welzbacher von Heinz-Piest-Institut für Handwerkswirtschaft an der Leibniz-Universität Hannover, unumgänglich. Er schilderte, dass in Deutschland lediglich sieben Prozent der Jüngeren bereit seien, Führungsaufgaben zu unternehmen. Das dokumentiert eine SINUS-Jugendstudie 2020, welche die Lebenswelten 14- bis 17-jähriger Teenager in Deutschland untersuchte. Diese wünschen sich „Sicherheit im bürgerlichen Durchschnitt“. Lediglich sechs Prozent der Befragten würden Risiken als Unternehmer eingehen wollen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretzschmer sprach sich für eine Erneuerung des Unternehmer-Gens aus, welches in den letzten Jahren zu wenig und in den Medien gar keine Beachtung gefunden habe. Er hinterfragte aber auch, warum sehr oft familieninterne Nachfolgen in Handwerksbetrieben nicht stattfinden.
Wir müssen daher überlegen, wo der Staat den Betrieben im Weg steht.
Michael Kretzschmer, Ministerpräsident von Sachsen
Seiner Erfahrung nach scheuen die Kinder von Meistern nicht die fachliche Arbeit oder die Verantwortung, sondern die weitgefächerten bürokratiebasierten Aufgaben eines Unternehmers. „Wir müssen daher überlegen, wo der Staat den Betrieben im Weg steht“, so der CDU-Politiker. Deutschland dürfe kein Land sein, in dem der Staat alles dirigiert, weil Freiheit sonst verloren gehe.
Auch der Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, sprach sich dafür aus, Unternehmertum schon frühzeitig in den Schulen zu kommunizieren und zu fördern. Zudem müssen die duale Ausbildung und die Sekundarschulen gestärkt werden, da diese gerade für das Handwerk überlebenswichtig sind. Beide Politiker sprachen sich unisono für einen gesamtgesellschaftlichen Konsens aus, Wege zu finden um hinderliche Bürokratie zu beenden. Damit, so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, treffen sie eine Kernforderung des Handwerks. „In meinen Abstimmungsrunden mit den Bundesministerien spricht jedes Ministerium von Bürokratieabbau, nur aber eben nicht im eigenen Kompetenzbereich.“ Formate wie dieses Handwerkspolitische Forum seien daher ein geeigneter Weg direkt miteinander zu sprechen. Zugleich forderte der ZDH Repräsentant: „Wir sind in Deutschland in einer Luxussituation zu viel zu fördern und zu gewähren und zu wenig zu fordern. Hier müssen Politik und Handwerk ansetzen“.
Wir müssen rausgehen und über unser Handwerk berichten.
Jens Henning, Bäckermeister
Die Berufskollegen aus dem Handwerk nahm der Leipziger Bäckermeister Jens Henning in die Pflicht: „Wir müssen rausgehen und über unser Handwerk berichten. Erzählen, das Handwerk Spaß macht und man davon leben kann.“
Die mitteldeutsche handwerksmesse bietet aus seiner Sicht beste Gelegenheit, dieses Fazit umzusetzen.