Kurz vor Öffnung der Konditorei herrscht in der Backstube reges Treiben. Der süße Duft der Backwaren durchströmt die Räume des noch leeren Kaffeehauses und vermittelt ein Gefühl von Gemütlichkeit. Die Ladentheke der Konditorei Schoppe ist gefüllt mit Buttercreme- und Sahnetorten sowie mit Kuchen, Schweinsohren, Bärentatzen, Schillerlocke und vielem mehr. Seit 23 Jahren führt Konditormeister Holger Elm gemeinsam mit Ehefrau Steffi „Konditorei, Kaffeehaus und Hotel Schoppe“ in Bad Kösen – und das in vierter Generation.
Kunden schätzen das Angebot
Es ist aber nicht nur der Duft, der zum Verweilen einlädt und den Appetit anregt. Es staunt auch das Auge. „Wir müssen die Leute ja mit der Auslage locken“, erklärt Holger Elm. „Da können wir nicht nur drei Torten stehen haben. Die Kurgäste, die nach Bad Kösen kommen und Kaffee trinken wollen, sollen beeindruckt sein“, erzählt er mit strahlenden Augen. Aber nicht nur das: „Die Frische ist das A und O“, betont er weiterhin. „Es muss nicht immer so schön aussehen, aber es muss schmecken. Hefeteig, Blätterteig, Sahne, das muss jeden Tag frisch sein. Unehrlichkeit kommt beim Kunden nicht gut an.“ Auch Macarons sind sehr beliebt. Im Gegensatz zu denen, die im Supermarkt erhältlich und auf lange Haltbarkeit angelegt sind, werden die eigenen mit frischer Buttercreme gefüllt.
Die Produkte vom Vortag wieder hinzustellen ist nicht unser Anspruch.
Steffi Elm
„Die Produkte vom Vortag wieder hinzustellen ist nicht unser Anspruch“, ergänzt Steffi Elm. „Das merken die Kunden, und sie kommen dann gern wieder, auch wegen dem großen Angebot.“ Dafür sind insgesamt sechs Mitarbeiter in der Backstube verantwortlich. Jenny Zeimer widmet sich gerade dem Baumkuchen, einem ihrer Lieblingsprodukte. Sie ist die Tochter des Hauses und wird das Familienunternehmen in fünfter Generation weiterführen. Seit 2016 ist sie Konditormeisterin, hat ihre Meisterprüfung als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Dem Angebot verleiht sie schon längst ihre eigene Note. „Ich habe früher auch Sachen angefertigt, die ich selbst gern gegessen habe, auch wenn die mein Vater nicht unbedingt mochte“, erklärt Holger Elm. So ist es jetzt wieder: „Ich esse zum Beispiel nicht gerne Mango, also habe ich auch nie eine Mango-Torte gemacht. Durch meine Tochter ist die aber jetzt mit im Angebot.“ Jenny Zeimer bringt ihren eigenen Geschmack ein, und als Mitglied im Meisterprüfungsausschuss an der Handwerkskammer Chemnitz auch immer mal wieder neue Ideen mit, die sie gern in der Backstube umsetzt.
Liebe zum Handwerk vorleben
Holger Elm isst lieber Gebackenes. „Je einfacher, desto lieber. Am besten Blechkuchen“, schwärmt er. „Die Leute wollen hier wiederum das essen, was für sie zu Hause zu aufwendig zu machen ist.“ Ob es ein spezielles Rezept gibt, das ihm besonders am Herzen liegt? „Der Stollen, den mache immer nur ich. Da lasse ich auch niemanden ran.“ 1965 wurde Holger Elm geboren, hat sein Leben lang auf dem Anwesen in Bad Kösen gewohnt. Als kleiner Junge stand er bei seinem Vater am Tisch und hat ihm zugeschaut. „Ich konnte mir nie vorstellen, etwas anderes zu lernen“, sagt er. „Ich bin ja hier in der Konditorei groß geworden, und unserer Tochter leben wir die Liebe und Leidenschaft zum Handwerk auch wieder vor.“ Seit 120 Jahren funktioniert das nun schon auf diese Weise. 1903 wurde das Kaffeehaus durch die Familie Schoppe eröffnet. 1974 übernahm Holger Elms Vater Erhard Elm, nachdem er dort jahrelang angestellt war und schließlich eine gebürtige Schoppe heiratete. Nachdem Holger Elm im Jahr 2000 die Nachfolge angetreten hat, sind jetzt mit seiner Tochter bereits die Weichen für die Weiterführung des Familienunternehmens gestellt. Auch wenn der Blick in die Zukunft etwas getrübt ist durch die aktuelle Energiekrise und das geplante Heizungsverbot. „Von der Kundschaft her sehen wir nicht schwarz“, meint Holger Elm. „Die Leute wollen ja ausgehen. Wenn man etwas anbietet und sie sich wohlfühlen, dann kommen sie auch.“
Suche nach Perspektive
Was allerdings die Energieversorgung angeht, fehlt aktuell die Perspektive. Eine Erneuerung der Heizungsanlage steht in naher Zukunft an. „Wir müssen den Ofen heizen. Der Baumkuchen bäckt nun mal mit Gas. Da ist gerade eine große Unsicherheit.“