
Herr Baumecker, was ist ein Lernmanagementsystem?
Ein Lernmanagementsystem (LMS) ist eine Softwareplattform, die zur Verwaltung und Organisation von Lerninhalten und Lernprozessen genutzt wird und digitale Bildungsräume schafft. Sie unterstützt sowohl Präsenz- als auch Online-Lernen sowie eine Kombination aus beiden, dem sogenannten Blended Learning. Sie ermöglicht Kommunikation, Lernfortschrittskontrollen und Bewertung. Hier ist orts- und zeitunabhängiges Lernen möglich, beispielsweise über mobile Endgeräte. Das bietet unter anderem Berufstätigen flexible Lernmöglichkeiten an, die sich an individuelle Bedürfnisse und Zeitpläne anpassen. Selbstorganisiertes und kooperatives Lernen ergänzt die Präsenzausbildung im BTZ und verknüpfen sie mit der Theorieausbildung. Gleichzeitig wird der individuelle Austausch zwischen den Lernenden während ihrer gesamten Lernzeit ermöglicht.
Welche Funktionen bietet ein Lernmanagementsystem genau?
Es bietet eine breite Palette an spezifischen Funktionen für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung, wie digitale Lernmaterialien in Form von Videos, Präsentationen, interaktiven Übungen und Simulationen. Auch die Bewertung praktischer Aufgaben oder interaktives Lernen durch virtuelle Klassenzimmer, in denen ein ortsunabhängiger Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden stattfinden, gehören dazu, ebenso wie individuelle Lernfortschrittskontrollen. Sogar Online-Prüfungen sind möglich.
Wie kann dadurch handwerkliche Aus- und Weiterbildung verändert werden?
Das Lernen wird individueller und flexibler. Lerninhalte können einfacher an aktuelle Entwicklungen und Technologien angepasst werden. Es ist als ergänzendes Angebot zu der traditionellen Präsenzausbildung zu verstehen.
Was konnte bisher für die Handwerkskammer erreicht werden?
Eine Plattform wurde bereits erfolgreich implementiert. Jetzt geht es darum, sie inhaltlich zu füllen. Aktuell werden hierüber Lehrmaterialien für die Meistervorbereitungslehrgänge in allen Gewerken, in der Unternehmensführung sowie für die Betriebswirte bereitgestellt. Zukünftig sollen vielfältige virtuelle Bildungsräume entstehen, die sowohl themen- als auch kursbezogene Lerninhalte anbieten. Darüber hinaus ist es unser Ziel, eigene Lerninhalte in Form von Lehrvideos zu produzieren und die Plattform zukünftig durch VR-Erweiterungen zu ergänzen.
Welche Rolle spielen dabei Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR)?
Durch die Integration von AR- und VR-Technologie schaffen wir realitätsnahe und sichere Lernumgebungen. Damit müssen große und schwere Objekte nicht erst von einem Ort zum anderen bewegt oder teuer eingekauft werden, um sie „greifbar“ und „erlebbar“ zu machen. Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Videos und Simulationen können direkt im Sichtfeld des Lernenden integriert werden und ihn bei oft komplexen handwerklichen Prozessen praktisch unterstützen. So können reale Arbeitsschritte, Techniken und sogar Gefahrensituationen simuliert und durch „Learning by Doing“ trainiert werden, ohne die physischen Risiken, die in der Realität bestehen würden.
Das Interview führte Tobias Kirchner (Handwerkskammer Halle)