
Im vergangenen Jahr gründete der 38-Jährige Alexander Koch sein Business „Rad-Express“. Sein Plan: Kunden bei einer Reparatur oder Wartung Mehrfachwege, Wartezeiten und Abholstress ersparen und ihnen stattdessen maximalen Komfort bieten. „Ein Termin kann online auf meiner Webseite gebucht werden. Ich berechne eine Anfahrtspauschale, die auch eine sogenannte Dialogannahme umfasst. Das heißt, der Kunde und ich schauen uns das Rad gemeinsam in meiner mobilen Werkstatt an und besprechen alles ganz genau. Dann wird ein Kostenvoranschlag gemacht“, erklärt Alexander Koch. Er habe viele Ersatzteile im Wagen und könne Wartung oder Reparatur fast immer zügig und direkt vor Ort durchführen. Die Rechnung können die Kunden direkt im Anschluss mit diversen Bezahlmethoden begleichen.
Arbeitsreicher Start
Die Idee einer mobilen Werkstatt entsprang unter anderem Alexander Kochs Wunsch, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren. Gerade der Start in die Selbstständigkeit hatte es jedoch in sich. Parallel zur Geschäftsplanung baut Alexander Koch damals den Transporter aus, richtet sich eine komplette Werkstatt auf Rädern ein. „Ich musste mir alles genau überlegen – vom Online-Auftritt über mein Angebot bis hin zur Ausstattung der mobilen Werkstatt. Im Radhandel gibt es auch kaum Statistiken, die ich für meine Planung hätte nutzen können“, berichtet er. Bis in den Dezember ziehen sich die Arbeiten, seit 2025 kann Alexander Koch sich nun komplett den Kunden und ihren Zweirädern widmen.

Dabei achtet der Handwerksmeister auch auf Nachhaltigkeit. In seinem zur Werkstatt umgebauten Ford Transit hat er unbehandeltes Holz verbaut. Statt Bremsenreiniger nutzt er Isopropanol, das auf Alkohol basiert und die Umwelt weniger schädigt. Alexander Kochs Kettenöl ist biologisch abbaubar. „Meinen Kunden und mir entsteht kein Nachteil daraus und wenn ich dieses Denken weitergeben kann, ist das doch gut“, findet er. Weitergeben will er auch seine beruflichen Fachkenntnisse und Erfahrungen. So ist er regelmäßig im thüringischen Rohr für die Handwerkskammer Südthüringen tätig. Als Dozent mit Schwerpunkt Fahrrad unterrichtet er angehende Zweiradmechanikermeister. Zudem gehört er zum Prüfungsausschuss. Für die Handwerkskammer Halle will Alexander Koch demnächst als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger tätig werden. Bei Bedarf wird er dann für Privatpersonen, Handwerker, Gerichte oder Behörden Gutachten erstellen. „Ich könnte zum Beispiel zum Einsatz kommen, wenn es um die Klärung von Unfallhergängen geht oder um Montagefehler“, berichtet er.
Innungs-Mitglied
Mit seinem „Rad-Express“ ist Alexander Koch auch Mitglied in der Mitteldeutschen Zweiradmechaniker-Innung.
„Ich finde es wichtig, in der Innung zu sein“ – Alexander Koch
„Ich finde es wichtig, in der Innung zu sein und gemeinsam gegen die Industrie und die Ketten zu halten, die immer stärker versuchen, sich in das Zweiradgeschäft zu drängen. Die Innung setzt sich auch für eine qualitativ hochwertige Ausbildung ein“, erklärt er.
Späte Berufung
Dass Alexander Koch sich auf so vielen Ebenen für das Zweiradmechaniker-Gewerk engagiert, hängt vielleicht mit seinem Werdegang zusammen. Nach einem Studium der klassischen Archäologie wurde ihm nämlich erst recht spät klar, dass Fahrräder für ihn mehr sind als ein Hobby und er auch seine berufliche Zukunft in diesem Bereich sieht. „Als ich meine Ausbildung als Zweiradmechaniker anfing, saß ich als 30-Jähriger in der Berufsschulklasse“, erinnert er sich mit einem Lächeln. Die Lehre schloss er als Jahrgangsbester ab und sammelte dann Berufserfahrung, bevor er seine Meisterausbildung absolvierte. Mit seiner mobilen Werkstatt hat Alexander Koch jetzt sein eigenes Business und freut sich, wenn er Menschen damit lange Wege ersparen kann. Sein Fazit schon nach so kurzer Zeit: „Das Feedback der Kunden ist unglaublich und auf einem anderen Level als beim stationären Handel. Man bekommt viel zurück und freut sich darüber.“
Beitrag aus der DHZ 5/2025: Regionalseiten der DHZ